Samstag, 26. Februar 2011
Nostalgie
claquecoeur in 'Zeug'

Ich finde alleine einkaufen gehen schrecklich langweilig und zwar in jeder Hinsicht, auch wenn ich gerade in erster Linie vom Nahrungsmittelkauf spreche.
Das ist in etwa so langweilig wie bügeln. Heutzutage höre ich dabei Hörspiel, sehe -seltener- den Teil einer DVD oder versuche zu telefonieren (Headset machts möglich). Früher ging das alles noch nicht: Kein Headset, viel weniger Hörspiele (ist Ihnen mal aufgefallen, wie schnell sich das Hörspielangebot in Deutschland entwickelt hat? Früher gab es in erster Linie vertonte Kinderbücher, heute sind Hörspiele (und -bücher, ich differenziere im alltäglichen Sprachgebrauch leider selten) in jeder Bibliothek zuhauf zu haben) und keine DVD-Abspielmöglichkeit (DVDs hatte ich auch nicht). Einen Fernseher habe ich nie gehabt, so dass diese Alternative ohnehin wegfiel.
In meiner ersten WG trafen sich ab und zu 3 von 4 Bewohnern in der gemeinsamen Wohnküche und bügelten. Das musste sowieso irgendwann erledigt werden und so konnte man sich zumindest unterhalten ohne zu schreien. Sah wahrscheinlich lustig aus: Aus 3 Türen, die durch je ein Bügelbrett verbarrikadiert wurden, führte jeweils ein Kabel zum Bügeleisen und auf den Betten direkt hinter der Tür (besonders viel Gestaltungsspielraum boten die Wohnheimszimmer nicht) wuchsen die Wäschestapel, während der Wäscheberg schrumpfte.
In der nächsten Wohnung hatte ich dann ein Zimmer im Dachgeschoss. Im Winter war es recht kalt, denn durch die Holzverkleidung an der Dachschräge pfiff der Wind, im Sommer war es unerträglich heiß, denn die Isolierung glänzte durch beinahe vollständige Abwesenheit. Meine Nachbarin und ich trafen uns bisweilen nächtens im Flur vor unserem Zimmer bzw. Wohnung. Hemden und Blusen müssen einfach gebügelt werden, zumindest wenn man gelegentlich im Servicebereich jobbt und im Flur war es immerhin 2-4 Grad kühler als im eigenen Domizil, manchmal sogar unter 30°!
Jedenfalls sind sowohl Einkaufen, als auch Bügeln schrecklich langweilige Tätigkeiten, um die man aber doch nicht herumkommt.
Eine Zeitlang ging ich immer mit meinen damals besten Freunden einkaufen. Während mein Partner dafür kaum zu haben war und auch die WG nicht immer mitkam, gingen die zwei Jungs oftmals sogar mit, wenn sie selber gar nicht einkaufen mussten und umgekehrt hielt ich es ebenso.
So kam es, dass man uns oft zu dritt oder einen der beiden mit mir zusammen auf dem Weg zum Einkaufen, Fußballfeld, in die Uni oder zum Basketballcourt antraf. Die Leute zerreissen sich ja so schnell das Maul... : Schon bald wurde mal der eine, mal der andere der beiden als mein Freund angesehen, da man diesen kaum einmal mit mir sah. Das lag allerdings daran, dass er keinen Sport, keine Kinobesuche und selten Spaziergänge mochte und sich auch sonst viel zu Hause aufhielt.
Irgendwie war das auf ihre Art eine sehr schöne Zeit.
Wenn ich mit den beiden Jungs unterwegs war, fühlte ich mich manchmal ein wenig wie ein Maskottchen...oder etwas in der Richtung. Allerdings auf nette Art. Nicht so, dass man sich nicht erst genommen würde, aber so, dass man dazugehörte und vorbehaltlos akzeptiert und gemocht wurde. Für alles andere waren sie zu wenig Chauvis. Jedenfalls hatten wir eine schöne Zeit zusammen und das Einkaufen war nicht so langweilig wie heute.
Genug der weitschweifigen Erinnerungen!
Wenn ich heutzutage mal wieder alleine einkaufen muss, nehme ich bisweilen jemandem am Telefon mit oder höre Hörspiel. Aber es ist eben doch etwas anderes, als wenn man von seinen besten Freunden begleitet wird.