Tetanus
Irgendwann zwischen halb 3 und 3 Uhr … - nachts. Das Telefon neben meinem Bett klingelt und ich gehe sofort ran, damit meine Eltern, die ich gerade besuche, nicht geweckt werden.
Am anderen Ende meldet sich mein Bruder, der vergessen hat, dass ich bei unseren Eltern bin, sich davon aber nicht weiter irritieren lässt, sondern umgehend fragt, ob er gegen Tetanus geimpft sei.
Das weiß ich nicht und sage ihm das auch. Ob ich dagegen geimpft sei, kann ich ebenso wenig beantworten (wäre auch meine nächste Frage gewesen, Geschwister werden häufig gemeinsam geimpft). Nun soll ich unsere Eltern fragen, wofür ich mich nicht begeistern kann, so dass wir uns darauf einigen, dass ich unsere Impfpässe suchen gehen soll.
Er bleibt am Apparat, gemeinsam überlegen wir, wo sie sonst noch sein könnten. Es bleibt nur noch das elterliche Schlafzimmer. Um niemanden zu wecken bin ich vorerst in mein Zimmer zurückgekehrt (bei ihm ist es recht laut, so dass Flüstern keine optimale Kommunikationsform ist ) und diskutiere dort mit ihm darüber, ob unsere Eltern wach werden, wenn ich das Licht einschalte und beginne, die Schubladen zu durchsuchen.
Bevor wir zu einem Ergebnis gekommen sind, geht plötzlich unser Vater ans Telefon, ganz offensichtlich in der festen Überzeugung, sofort nach dem ersten Klingeln abgehoben zu haben.
Auf die Frage, wie es bei meinem Bruder um den Tetanusschutz bestellt sei erklärt unser Vater, er selbst sei gegen Tetanus geimpft und unsere Mutter ebenfalls. (Wegen einer Reise wurde dies nötig und war meinem Bruder und mir bereits bekannt.) Die Versuche meines Bruders, die Aufmerksamkeit unseres Vaters auf seinen Impfschutz zu lenken scheitern.
Da mein Bruder ganz offensichtlich bereits einen Gesprächspartner hat und unser Vater daher nicht zur Bespaßung seines Sohnes beitragen muss, verabschiedet er sich und legt auf. Unsere Mutter, die sonst vom kleinsten Husten meines Bruders aufwacht, bekam offenbar bis dahin gar nichts von den familiären nächtlichen Aktivitäten mit. Da ich mich angesichts der extrem geringen Wahrscheinlichkeit, die Impfpässe im Schlafzimmer zu finden standhaft weigere, dort zu suchen, bleibt es auch dabei und mein Bruder lässt sich prophylaktisch impfen, wie es ihm die Sanitäter vor Ort schon seit geraumer Zeit vorschlagen.
Warum das überhaupt nötig wurde, lässt sich bis heute nicht eindeutig sagen, jedenfalls nicht en detail. Es gibt zwei Varianten: In der einen wurde er auf die Bühne geholt oder war aus irgendeinem anderen Grund dort und verfehlte beim Verlassen die Treppe, in der zweiten Version wollte er die Bühne über einen Tisch verlassen und traf dabei den Spalt zwischen Bühne und Tisch. Jedenfalls war das Bein ausreichend eingerissen, um einen Tetanusschutz sinnvoll erscheinen zu lassen.
am 26. November 13
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